Gesellschaft

Wonder Woman! -Nicht mehr und nicht weniger! Denn Erfolg braucht Begeisterung

Für meine Mama

Man kann es nicht ignorieren, liebe Lesenden, es ist Muttertag. Das lässt sich noch nicht einmal “gendern”! Für mich Grund genug, mich zum einen mit Wonder Women zu beschäftigen (egal ob mit oder ohne Kind!), zum anderen aber auch, um ausnahmsweise mal ein kleines bisschen pathetisch zu werden. Ja, ich weiß, dieser blöde Kommerz und natürlich sind die Blumen auch teurer als sonst und überhaupt sollte man seine Mama ja nicht nur einmal im Jahr wertschätzen… Einerseits bin ich ganz bei euch, aber andererseits werde ich heute auf dem Balkon in der Sonne sitzen, ein gutes Glas Wein in Richtung Himmel heben und mir denken, dass ich nur zu gerne noch einmal überteuerte Blumen für meine Mama kaufen würde. Also einfach mitmachen und die erste Wonder Woman in unser aller Leben feiern!

Sind wir nicht alle (manchmal) Wonder Woman?

Letzten Montag hatte ich das mit dem Muttertag noch gar nicht auf dem Schirm, interessanterweise hatte ich jedoch einen ganz eigenen Wonder-Woman-Moment. Kennt ihr diese Situationen, in denen ihr ganz sicher wisst, dass ihr großartig seid, die Welt euch gehört und ihr alles erreichen könnt, was ihr nur wollt? Nichts und niemand kann euch aufhalten? Keine Ahnung, warum es letzten Montag bei mir soweit war. Auf jeden Fall sprühte es nur so aus mir heraus und ich hatte einen mega Tag, ohne dass irgendetwas Besonderes passiert wäre. Einfach so mega! Abends saß ich ziemlich zufrieden auf meiner Couch und habe mich gefragt, warum ich mich eigentlich nicht einfach jeden Tag fühle wie Wonder Woman. Immerhin hat mir das Ganze einen bombastischen Tag beschert. So habe ich mir also an diesem Abend, getragen von einer sanften Welle aus guter Laune und leichtem Größenwahn, vorgenommen, ab jetzt jeden Tag Wonder Woman zu sein! Drunter mache ich es einfach nicht mehr!

Folglich bin ich also im Superheldinnen-Modus durch die letzte Woche geflogen und was soll ich sagen? -Es hat sich super angefühlt. Objektiv betrachtet war die letzte Woche weder besser noch schlechter als die Wochen davor. Es gab Erfolge und Situationen, in denen ich lernen durfte. Ich habe gefühlt eine ganze Menge richtig gemacht, das ein oder andere würde ich jedoch anders machen, dürfte ich nochmal ran! Alles wie immer, allerdings habe ich mich deutlich besser gefühlt. Da musste ich an meine Mutter denken, weil ihr das Schicksal ein ums andere Mal echt heftig in den Hintern getreten hat. Und was hat sie gemacht? Sie hat sich einmal kräftig geschüttelt und hat einfach weitergelebt. Vor allem hat sie sich die Lebensfreude nicht nehmen lassen. Meine Mum war immer busy, sehr busy und trotzdem war sie ausgesprochen selten gestresst, meistens ziemlich gut gelaunt und sie hat sich immer Zeit genommen, um zu leben. Irgendwie schien sie sich sicher gewesen zu sein, dass sie alles schafft. Wonder Woman eben! Bislang habe ich das nicht ganz so gut hinbekommen, wie sie. Das muss sich ändern! Wie gesagt, ab jetzt etwas mehr Wonder Woman in meinem Leben!

Denn das Leben passiert dir nicht, das Leben passiert für dich

In den letzten beiden Wochen habe ich recht intensiv an einem kleinen Resilienz-Workshop gearbeitet und natürlich hat Wonder Woman damit eine ganze Menge zu tun. Da ist eine starke Frau, die ihr Leben in die Hand nimmt und selbst in den aussichtslosesten Situationen ganz fest darauf vertraut, dass sie gut und stark genug ist, um alles zum Besten zu wenden. Da ist eine Frau, die keine Angst hat. Stattdessen vertraut sie auf ihre Stärke und ihr Können. Wonder Woman ist eine Frau, der das Leben nicht einfach passiert. Das Leben passiert für Wonder Woman. -Eine Frau die mit Begeisterung das tut, was sie tun möchte, was ihr entspricht und was ihrem Leben Sinn gibt. Ich denke an dieser Stelle kurz über mich selbst nach… Das darfst du auch gerne tun… Und? Ja, also ich entdecke deutliche Parallelen! Klar könnte ich mir auch vorstellen, den ganzen Tag am Strand zu liegen, abends ein paar Cocktails trinken, vielleicht ein bisschen Yoga. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich die ein oder andere Rechnung zahlen muss und sich die Arbeit nicht vermeiden lässt, kann ich in der Tat von mir sagen, dass ich das tue, was ich am liebsten tun möchte, was mich intrinsisch motiviert, weil es für mich richtig und gut ist. Vor allem aber macht mir das, was ich tue Spaß, sehr viel Spaß. Ich bin fest davon überzeugt, dass es diese Begeisterung ist, die mich am Ende auch erfolgreich sein lässt, da sie mir Leichtigkeit und Ausdauer schenkt.

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an das ein oder andere Gespräch, das ich in den letzten Jahren mit meinen Stiefkindern geführt habe. Es ging um die Berufswahl, bzw. um die Wahl eines Studienfachs. Klar kann man sich einen dieser Trendberufe raussuchen, vielleicht auch noch einen, in dem man später viel Geld verdienen wird. Ob das sinnvolle Kriterien sind? Ich habe ihnen damals schon erzählt, dass ich mir an ihrer Stelle etwas suchen würde, dass mir Spaß macht, weil ich dann auch härter dafür arbeite und somit auch erfolgreicher bin, als alle die, die weniger hart arbeiten, weil es ihnen eben auch weniger Spaß macht. Damals habe ich mich noch nicht als totaler Quereinsteiger in eine Direktbank gewagt um agil zu coachen, flankiert von Kollegen, die von Bank, IT und Agilität deutlich mehr Ahnung haben, als ich. Warum ich trotzdem nicht abstürze, sondern auf einem angemessenen Level mit den Kollegen mitfliege? Weil ich liebe, was ich tue und weil ich Menschen einfach unfassbar spannend finde, weil Veränderungsprozesse mich total faszinieren und ich mich entschieden habe, angstfrei auf meine Stärken und mein Können zu vertrauen. Und glaubt mir, das ist mir nicht leichtgefallen! Aber genau so läuft es eben.

Ich fliege jetzt als Wonder Woman des Agile Coaching durch meine Welt und was mir meine Coaching Welt, war meiner Mama die Familie. So ist sie als Wonder Woman durch ihr Leben geflogen und hat es bis zu Letzt geschafft, die Familie und die engsten Freunde zusammen zu halten. -Selbst, als da krankheitsbedingt eigentlich schon gar keine Energie mehr war.

Lebensmotto: Verwirre sie mit guter Laune

Die Frage ist nicht ob du Wonder Woman bist, denn du bist es! Du musst jetzt nur die Welt finden, die dir entspricht, in der du Wonder Woman sein kannst. Erfolg braucht vor allem Begeisterung. Die Suche nach dem, was einen wirklich begeistert, kann dauern und der Umzug in eine neue Welt kann ganz schön angsteinflößend sein, aber es lohnt sich, denn Wonder Woman hat ja keine Angst! Und nach dem Umzug könnt ihr euch dann von ganzem Herzen meinem neuen Lebensmotto anschließen: Verwirre sie mit guter Laune! Denn ab jetzt ist da nicht nur Erfolg, sondern auch ganz viel Spaß und Begeisterung!

Und jetzt Balkon und Wein!

Das wars für heute schon von mir. Ich lege mich jetzt auf den Balkon, freue mich über die Sonne und proste nach oben, wo mein Schutzengel im Wonder Woman Kostüm ganz bestimmt auf einer Wolke sitzt und zurück prostet. Nächste Woche gibt es sicher wieder mehr “Substanz”, versprochen!

Eure Wonder Woman (formerly known as Constance…)

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Wonder Women…

Drunter machen wir es nicht mehr!

Radikale Akzeptanz... Hört sich erstmal komisch an, macht das Leben aber durchaus leichter

Denn was ich nicht schaffe, schafft mich

In der letzten Woche hatte ich so einiges auf dem Tisch, ein bunter Blumenstrauß an menschlichen Problemszenarien in einer dynamischen und komplexen Welt, in der nichts so gewiss ist, wie die stetige Veränderung. Alles das, dieses verrückte VUCA, kann uns Menschen ganz schön zu schaffen machen. Da ist das Gefühl, immer wieder gegen Wände zu laufen, in einer Sackgasse festzustecken, nicht weiterzukommen, überall eingebremst zu werden allgegenwärtig. Ich denke jeder von uns kennt diese Situationen der gefühlten Ohnmacht und des totalen Frusts. Wieviel Energie hat es euch schon geraubt, sich immer wieder über alles das, was ihr nicht ändern könnt, zu ärgern und aufzuregen? Mich schon eine ganze Menge! Hat mir dieser Energieaufwand irgendetwas gebracht? -Nö! Mit dieser aberwitzigen Energieverschwendung bin ich Gott lob nicht allein. Deshalb steht momentan das Opfer-Gestalter-Modell von Stephen R. Covey in Form einer Flipchart permanent hinter mir, in meinem Homeoffice-Videostudio.

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Das Opfer-Gestalter-Modell

Damit ich das, was ich schaffen will, auch wirklich schaffen kann

Im Prinzip ist es ganz einfach: Es gibt Bereiche in unserem Leben, die können wir aktiv gestalten und beeinflussen. Das ist unser Einflussbereich! Hier können wir Dinge schaffen. Zusätzlich dazu gibt es Bereiche in unserem Leben, die wir nicht aktiv beeinflussen können, die jedoch uns und unser Leben beeinflussen. Das ist unser Betroffenheitsbereich. Hier können wir machen und tun was wir wollen, wir können es nicht ändern. Es liegt nicht in unserer Macht. Oder kann von euch jemand Corona wegzaubern?

Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten: entweder wir fokussieren uns auf unseren Betroffenheitsbereich, oder auf unseren Einflussbereich. Fokussiere ich mich auf meinen Betroffenheitsbereich stecke ich in einer Sackgasse aus Umständen fest, die meine Leben beeinflussen und denen ich ausgeliefert bin. Ich werde zum Opfer. Fokussiere ich mich auf meinen Einflussbereich bleibe ich aktiv und im Tun. Ich gestalte mein Leben bewusst. Oder wie es ein kluger Mann lange vor Covey dereinst sagte:

Der ziellose Mensch erleidet sein Schicksal. Der zielbewusste gestaltet es.
— Immanuel Kant

Denn Sackgasse ist und bleibt Sackgasse, egal mit wie viel Energie ich gegen die Wand laufe!

Von Stephen Covey zur radikalen Akzeptanz

Eh wir uns dann gleich dem Thema der radikalen Akzeptanz widmen, sollte der Vollständigkeit halber noch erwähnt werden, dass auch unser Einflussbereich nochmal in zwei Teile geteilt werden kann: zum einen ist da der Teil, den wir direkt und selbst gestalten und beeinflussen können und zum anderen der Teil, den wir nur beeinflussen und gestalten können, indem wir uns Hilfe suchen, Dritte ansprechen und mit ins Boot holen (und nein, göttliche Fügung ist nicht die Art von Hilfe, von der ich hier schreibe). Aber was hat das jetzt mit dieser radikalen Akzeptanz zu tun? Und ist das überhaupt etwas Gutes? All jenen, die jetzt das Gefühl haben, dass sich radikale Akzeptanz irgendwie negativ anfühlt, denen sei gesagt, dass akzeptieren nichts mit resignieren zu tun hat. Resignieren ist etwas sehr Passives, aufgeben. Akzeptieren ist ein ausgesprochen aktiver Vorgang. Ich entscheide mich bewusst aktiv loszulassen. Und was sollte ich loslassen? -Klar, alles das, was ich ohnehin nicht ändern kann, denn nur so verballere ich nicht all meine Energie dabei, in Sackgassen gegen die Wand zu laufen, wieder und wieder und wieder. Außerdem laufe ich so nicht in Gefahr, dass meine Stimmung darunter leidet und ich irgendwann wirklich ins resignieren komme.

Achtsamkeit, oder bewusstes Beleuchten einer Problemstellung ist jetzt gefragt, um sich bewusst darüber zu werden, ob ich eine Situation selbst aktiv beeinflussen kann, ob ich jemanden kenne, der dabei behilflich sein kann, oder ob die Situation außerhalb meines Einflussbereichs liegt.

Kann ich selbst aktiv Einfluss nehmen, mache ich mich ans Werk, kenne ich jemanden, der behilflich sein kann, spreche ich diese Person an und wenn beides nicht funktioniert, lasse ich los und nutze meine Energie für die Dinge, die ich selbst beeinflussen kann, denn das schaffe ich, ohne dass es mich schafft!

À propose Energie: Wie eingangs erwähnt sind unsere Ressourcen ja durchaus begrenzt. Aus diesem Grund drängt sich die Frage auf, ob wir denn auch wirklich alles angehen müssen, was in unserem Einflussbereich liegt. Natürlich nicht, oder wenigstens nicht sofort. Auch innerhalb unseres Einflussbereichs ist es in Hinblick auf ein angemessenes Stressmanagement durchaus sinnvoll zu priorisieren und eins nach dem anderen zu machen. Hierbei ist es sinnvoll sich ganz ehrlich selbst zu fragen, wie groß unser Problem denn wirklich ist. Selbstverständlich fange ich mit den großen Problemen an, erstmal die, die ich selbst abarbeiten kann, dann kommen die an die Reihe, für die ich Hilfe benötige. Wenn dann noch Energie und Zeit übrig ist, gehe ich die nicht ganz so großen Probleme an, erst wieder die, die ich eigenständig lösen kann und dann die, bei denen ich Hilfe brauche. Eigentlich ganz einfach, oder? Man muss es eben nur mal genauso durchziehen!

Damit nicht genug, denn auch innerhalb unseres Betroffenheitsbereichs ist es klug zwischen großen und kleinen Problemen zu unterscheiden. Denn auch gedanklich muss ich mich nicht mit jedem noch so kleinen Problemchen beschäftigen. Corona lässt sich nicht ausblenden, klar. Das beschäftigt uns alle. Aber sei mal ehrlich zu dir selbst: wie häufig und wie intensiv beschäftigst du dich mit unlösbaren Problemen, die eigentlich keine Rolle spielen? Kleiner Tipp: man darf das ein oder andere auch einfach mal ausblenden!

Und was ist mit Eisenhower?

Wer sich durch diese Matrix nun an das gute alte Eisenhower Prinzip erinnert fühlt und sich fragt, wie das nun hier reinpasst, oder ob es inzwischen überholt ist, dem sei gesagt, das Eisenhower Prinzip und dessen Priorisierung nach Wichtigkeit und Dringlichkeit der anstehenden Aufgaben ist ein verdammter Dauerbrenner. Um es aber effektiv nutzen zu können, muss ich mir vorher überhaupt erstmal bewusst werden, ob alles das, was ansteht und mich beschäftigt, tatsächlich in meinen Einflussbereich fällt.

Und ab heute wird radikal akzeptiert…

Wie fühlt sich die Idee der radikalen Akzeptanz jetzt für dich an? Ich finde sie ziemlich verführerisch und versuche alles das, was ich nicht ändern kann aktiv zu akzeptieren und mich nicht mehr aufzuregen. Das klappt mal besser und mal schlechter, ist aber ein wichtiger Ansatz um auch weiterhin in einer immer komplexeren und dynamischen Welt den Überblick zu behalten und nicht in eine innere Haltung abzugleiten, die mir suggeriert, dass ich ein Leben führe, wie im Hamsterrad, dass ich renne und renne und doch nicht ankomme, weil alle Entscheidungen mein Leben betreffend an anderer Stelle getroffen werden.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen selbstbestimmten Sonntag und einen tollen, aktiven Start in eine neue Arbeitswoche. Nehmt euch vor den Hamsterrädern in Acht!

Eure Constance

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Radikale Akzeptanz

Denn manchmal muss man einfach loslassen

Schwarze Schafe im Diversity-Dschungel - und was bleibt ist die Angst vor dem Fremden

Weil schwarze Schafe vielleicht gar nicht anders sind, sondern die weißen alle gleich

Man kennt sie, diese schwarzen Schafe. Jede Familie, jede Gemeinschaft, jede Gesellschaft hat sie. Überall gibt es Menschen die anders sind; lauter, leiser, bunter, frecher, unangepasster, zurückhaltender. -Anders eben! Ich könnte euch gleich mehrere Kontexte liefern, in denen ich mir vorkam wie ein schwarzes Schaf, wie ein Fremdkörper, anders als die anderen. Ist das jetzt gut oder schlecht? Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung! Was ich jedoch interessant finde ist, dass das, was wir alle oft recht unüberlegt als schwarzes Schaf bezeichnen, doch eher negativ belegt ist. Und warum? Weil es anders ist und anders ist doof…

Interessant finde ich all diese gesellschaftlichen und politischen Bemühungen zu sehen, die uns klipp und klar machen sollen, dass anders nicht doof oder bedrohlich ist, sondern eine großartige Bereicherung. Wir diskutieren über Gleichstellung, “gendern” wie die Weltmeister, applaudieren zu Diversity, bemühen uns selbst im Kreise unserer Comedians um bestmögliche politische Korrektheit und selbst die katholische Kirche (also wenigstens die ein oder andere) schmückt sich mit Regenbogenfahnen. Warum muss man um etwas, das selbstverständlich sein sollte, so ein Tamtam machen, liebe Lesenden?! Weil es, wenn wir mal den Mut haben, radikal ehrlich zu sein, eben doch nicht selbstverständlich ist.

Schwarze Höhlen-Schafe und die Säbelzahntiger

Wie wir es auch drehen und wenden, dieses Gefühl, dass schwarze Schafe eher doof, vielleicht sogar gefährlich sind, scheint irgendwie Teil unserer DNA zu sein. Wäre dem nicht so, müsste man sich nicht so viel Mühe geben, eine bunte, diverse und gleichberechtigte Gesellschaft zu gestalten. Wären wir der tiefen Überzeugung, dass das Problem sei, dass die weißen Schafe alle gleich sind und eben nicht, dass das schwarze Schaf anders ist, würde Diversity keine Rolle spielen. Dann würde man das Andere zur Kenntnis nehmen und anders sein lassen. Leider hat unser Gehirn irgendwann im Laufe der Evolution etwas anderes gelernt. Deshalb braucht es jetzt diese kognitive und intellektuelle Auseinandersetzung mit Diversity, Toleranz und Gleichberechtigung.

Wie war das denn damals mit den schwarzen Schafen in der Steinzeit? Ich bin mir ganz sicher, auch unter den Höhlenmenschen gab es schwarze Schafe, Menschen die anders waren, als die anderen. Allerdings war es damals überlebenswichtig als möglichst homogenes Kollektiv zu funktionieren. Die, die ausscherten wurden entweder vom Säbelzahntiger gefressen, oder flogen aus der Höhle (und wurden dann wahrscheinlich auch vom Säbelzahntiger gefressen). Was übriggeblieben ist, ist dieses homogene Kollektiv, für das es das Wichtigste ist, nicht aus der Menge hervorzutreten. Bloß nicht auffallen! An dieser Stelle muss ich immer an ein Gedicht denken, das Nelson Mandela im Rahmen seiner Amtseinführung als erster schwarzer Präsident Südafrikas zitierte:

Unsere größte Angst ist nicht unzulänglich zu sein. Unsere größte Angst ist grenzenlos mächtig zu sein. Unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, ängstigt uns am meisten. Wir fragen uns: wer bin ich denn, dass ich so brillant sein soll? Aber wer bist du, es nicht zu sein? - Du bist ein Kind Gottes. Es dient der Welt nicht, wenn du dich klein machst. Sich klein zu machen, nur damit sich andere um dich herum nicht unsicher fühlen, hat nichts Erleuchtendes. Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes, die in uns ist, zu manifestieren. Es ist nicht nur in Einigen von uns, es ist in jedem Einzelnen. Und wenn wir unser Licht scheinen lassen, geben wir damit unbewusst anderen die Erlaubnis, es auch zu tun. Wenn wir von unserer Angst befreit sind, befreit unsere Gegenwart automatisch andere.
— Marianne Williamson

Irgendwie hat sie recht, die Frau Williamson… Intuitiv ordnen wir uns nur zu gerne ein und unter und haben Angst davor zu strahlen. Ein bisschen auffallen ist ja ganz OK, aber auf keinen Fall aus der Masse herausstechen… Nicht, dass der Säbelzahntiger uns frisst! - Was? - Ach so?! - Ja, es gibt keine Säbelzahntiger mehr! Richtig…

Immer diese Evolution…

So haben es also diejenigen geschafft, ihre Gene weiterzugeben, die vorsichtig, unauffällig und ängstlich waren. Hat die Evolution ja gut hinbekommen. Bloß nicht auffallen! Bloß nicht selbst zum schwarzen Schaf werden und anders sein. Die Panik vor dem Fremden und Unbekannten sitzt wirklich tief und beginnt schon in der Art und Weise wie unsere Sinne unsere Welt beobachten und wie unser Gehirn diese Beobachtungen beurteilt. Das Dilemma beginnt damit, dass unser Gehirn nur etwa fünf Prozent all der Information, die unsere Sinne einsammeln, verarbeitet und uns damit bewusst macht. Hierbei fokussieren sich unsere Wahrnehmungsfilter auf Bekanntes und Vertrautes. Taucht doch mal etwas Unbekanntes auf, gibt unser Angsthirn, die Amygdala, erstmal Alarm, denn fremd und unbekannt ist erstmal potenziell bedrohlich.

Potenziell bedrohlich sind natürlich auch Menschen die anders sind als wir selbst. Auch diese Reaktion unseres Gehirns kommt irgendwie aus der Steinzeit. Klar bedeuteten andere, fremde Stämme damals immer Gefahr und Krieg. Interessant finde ich, dass sich diese Erfahrungen offensichtlich tief in unser Unterbewusstsein eingegraben haben. Es gibt Studienreihen, in welchen Menschen Bilder von Menschen anderer Ethnien und der gleichen Ethnie gezeigt wurden, um die unwillkürliche Reaktion im Gehirn zu beobachten. Und tatsächlich kam es beim Betrachten von Menschen einer anderen ethnischen Herkunft zu einer erhöhten Reaktion in Gehirnregionen, die für Alarm und Angst zuständig sind. Es gibt Versuche mit Kindern im Kindergartenalter, die lieber mit Puppen der eigenen Ethnie spielen und dass Menschen einer anderen Ethnie für uns häufig alle gleich aussehen, ist ja schon ein alter Hut.

Und jetzt?

Keine Sorge, wenn es eines gibt, was wirklich großartig in Hinblick auf unser manchmal etwas schwerfälliges Gehirn ist, dann ist es die Tatsache, dass die Kapazität unserer Blackbox unendlich ist und sie eigentlich nur darauf wartet, dazu zu lernen. Und das tut auch wirklich Not! Sowohl gesellschaftlich, als auch im Business-Kontext!

In Anbetracht der Tatsache, dass unsere zunehmend globalisierte Welt immer dynamischer, schnelllebiger und komplexer wird und sich zudem immer stärker vernetzt, ist festzustellen, dass es neue, moderne Wirtschaftsorganisationen braucht, mit neuen, modernen Menschen, um auch weiterhin erfolgreich zu sein. Die von mir fast schon verehrte Harvard Professorin Amy C. Edmondson hat deutlich gemacht, dass in dieser neuen Welt nur sogenannte Lernende Organisationen langfristig erfolgreich sein können. Das Herzstück dieser Lernenden Organisationen sind Menschen, die den Mut haben, aus der Masse herauszutreten, das Wort zu erheben, kritisch zu sein. Nun ja, die Wirtschaftsorganisationen lernen und lernen, getragen von dieser Welle, die man momentan als New Work bezeichnet. Das ist ein Prozess, den ich tagtäglich als Agile Coach begleiten darf. Der Mensch muss sich eben ganz neu orientieren. -Und das dauert!

Aber auch gesellschaftlich gesehen brauchen wir diese Menschen, die den Mut haben anders zu sein, aus der Masse herauszutreten. Denn nicht nur die Wirtschaft soll und darf sich weiterentwickeln. Auch in unserer Gesellschaft ist sicher noch Luft nach oben. Als ich gestern darüber nachgedacht habe, welche Bedeutung Menschen haben, die mutig genug sind, aus der Menge hervorzutreten, ist mir spontan Graf Stauffenberg eingefallen. Ich musste daran denken, wie ich vor ein paar Jahren an genau der Stelle stand, an der Graf Stauffenberg seine Aktentasche deponiert hat. Wie wäre diese Welt wohl, wenn es mehr Menschen von seinem Kaliber gegeben hätte? Und gibt es heute wirklich schon genug Mutige? Ich persönlich glaube nicht. Tja, und deshalb brauchen wir wohl alle diese politischen und gesellschaftlichen Diskussionen rund um Diversity, Gender Equality, Gleichstellung und für den Moment braucht es vielleicht sogar gesetzlich verordnete Toleranz und Offenheit gegenüber allem dem, was anders ist. Denn nur wenn wir uns intellektuell mit dem anders Sein auseinandersetzen, gibt auch irgendwann das Angsthirn nach.

Wir brauchen kunterbunte Regenbogen-Schafe!

Ich gebe zu, wenn ich nicht darüber nachdenke, sind schwarze Schafe bei mir noch immer negativ belegt. Aber im zweiten Schritt sage ich mir immer wieder, wie wertvoll sie für uns alle sind. Gleichzeitig genieße ich, dass die Welt immer näher zusammenrückt und ich so immer wieder Einblicke in andere Kulturen bekomme. Diversity und Gender Equality bedeutet keineswegs, dass wir alle gleich sind, sondern dass wir unsere Unterschiedlichkeit wertschätzen und genießen. Und zwischendurch versuche ich selbst immer mal wieder ein schwarzes Schaf zu sein, schwarz oder kunterbunt! Ich versuche mutig zu sein, das, was mich ausmacht und von allen anderen unterscheidet, nicht zu verstecken, sondern in Szene zu setzen. Ich versuche zu strahlen, ein kunterbuntes Regenbogen-Schaf zu sein.

Habt einen schönen Sonntag und strahlt mit!

Eure Constance

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Aus der Menge herausgetreten

Unscheinbarer Ort und historischer Boden, an dem Stauffenberg damals seine Aktentasche abstellte