positive Psychologie

Das Glück - ein scheuer, leiser Begleiter

Wenn das Jahr sich seinem Ende zuneigt, werden viele von uns stiller. Die Tage sind kürzer, die Nächte länger, und irgendwo zwischen Glühweinduft, Kerzenschein, Atemwolken in der kalten Luft und dem leisen Rieseln der ersten Schneeflocken beginnen wir zu reflektieren. Wir denken darüber nach, was war, was bleibt und was vielleicht erst noch kommen darf. In dieser Zeit drängt sich vielleicht auch bei dir die eine Frage immer wieder vorsichtig ins Bewusstsein: Bin ich glücklich? Glück ist ein scheues Konzept. Es lässt sich nicht herbeizwingen, es folgt keiner klaren Formel – und manchmal erkennt man es erst, wenn man innehält. Vielleicht ist gerade deshalb die Weihnachtszeit ein guter Moment, um dem Glück einmal ganz bewusst nachzuspüren.

Was ist Glück eigentlich? Ein Blick auf verschiedene Theorien

Glück begleitet die Menschheit, seit sie denken kann. Doch je nachdem, wen man fragt, zeigt es sich in ganz unterschiedlichen Farben. Hier sind vier unterschiedliche Herangehensweisen an das Glück:

1. Das hedonistische Glück – Freude im Moment

Die älteste Vorstellung von Glück findet sich in der Lebensfreude selbst. Epikur sprach davon, dass Glück aus Lust resultiere – nicht aus ausschweifendem Genuss, sondern aus innerem Frieden, aus den kleinen Freuden des Lebens: ein warmes Getränk, ein vertrautes Lächeln, der Duft nach frisch gebackenen Plätzchen. In dieser Sichtweise ist Glück etwas, das man spürt, unmittelbar und körperlich. Ein Moment, der im Herzen aufleuchtet.

2. Eudaimonia – Glück als gelingendes Leben

Aristoteles hingegen sah Glück weniger als Gefühl, sondern als Zustand des Gelingens. Für ihn war Glück das Ergebnis eines tugendhaften Lebens – eines Lebens, in dem wir das tun, was unserem inneren Wesen entspricht. Wir werden glücklich, wenn wir wachsen, sinnvoll handeln, unsere Potenziale entfalten und Verbundenheit erleben. Es ist das Glück, das sich nicht in Sekunden misst, sondern in Jahren. Es ist die Sinnhaftigkeit des eigenen Seins.

3. Positive Psychologie – Glück als Zusammenspiel

Die moderne Forschung sieht Glück heute als ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren:

  • positive Emotionen

  • Engagement

  • Beziehungen

  • Sinn

  • Erfolge und Zielerreichung

Glück entsteht demnach nicht aus einer Quelle, sondern aus einem harmonischen Zusammenspiel vieler Lebensbereiche – wie ein Chor, der nur dann berührt, wenn alle Stimmen zusammenklingen.

4. Glück als Balance – das ostasiatische Verständnis

In vielen östlichen Philosophien gilt Glück als Zustand der inneren und äußeren Balance. Nicht das Streben nach mehr macht glücklich, sondern das Loslassen – das Akzeptieren, was ist. Glück entsteht aus Harmonie: mit anderen, mit der Natur, mit sich selbst. Hier geht es nicht darum, Glück festzuhalten, sondern ihm Raum zu geben, damit es sich zeigen kann. Eine Vorstellung, die mit mir persönlich ganz besonders resoniert. Loslassen, Raum geben, Leichtigkeit…

Warum wir Glück oft dort suchen, wo es gar nicht wohnt

Vielleicht liegt die größte Herausforderung darin, dass wir Glück häufig mit etwas verwechseln, das viel lauter und glänzender wirkt: Erfolg, Besitz, Status, perfekte Lebensumstände. Besonders in der Vorweihnachtszeit, wenn Werbung und Erwartungen sich über uns legen wie eine glitzernde Decke, kann leicht der Eindruck entstehen: Wenn nur dieses oder jenes eintritt … dann wäre ich glücklich. Doch Glück ist selten ein Ergebnis von „Wenn-dann“-Konstellationen. Oft ist es eher wie ein kleiner Vogel, der sich in unsere Nähe setzt, während wir gerade mit etwas ganz anderem beschäftigt sind. Glück geschieht. Überraschend, leise, unaufgeregt.

Der vielleicht wichtigste Schlüssel: Zufriedenheit

Je mehr man sich mit Glück beschäftigt, desto klarer wird etwas: Glück ist weniger ein Gipfel, den man besteigt, sondern ein Boden, auf dem man steht. Zufriedenheit ist das Fundament dieses Bodens. Sie entsteht, wenn wir annehmen können, was ist – nicht resigniert, sondern friedlich. Wenn wir nicht ständig gegen das Leben anrennen. Wenn wir uns erlauben, auch im Unvollkommenen etwas Gutes zu sehen. Zufriedenheit bedeutet nicht, keine Ziele zu haben. Aber sie gibt uns die Freiheit, nicht ständig im Mangel zu leben. Sie schenkt Ruhe statt Rastlosigkeit. Und aus dieser Ruhe erwächst oft das, was wir Glück nennen.

Und dann ist da noch die Dankbarkeit

Vielleicht ist Dankbarkeit die zärtlichste Form von Glück. Dankbarkeit öffnet den Blick für das, was schon da ist, statt für das, was fehlt. Sie verwandelt Selbstverständliches in ein Geschenk:

  • ein vertrautes Gespräch

  • ein Dach über dem Kopf

  • Menschen, die uns wichtig sind

  • ein Moment der Stille

  • ein Ziel, das wir erreicht haben – oder eins, das uns noch trägt

Psychologische Studien zeigen immer wieder: Menschen, die Dankbarkeit bewusst praktizieren, sind nicht nur glücklicher, sondern auch resilienter, optimistischer und ausgeglichener. Doch auch ohne Studien spüren wir intuitiv: Dankbarkeit macht das Herz weich. Vielleicht ist sie sogar der leise Kern von Weihnachten selbst.

Glück in der Weihnachtszeit – ein persönlicher Gedanke

Gerade jetzt, am Ende des Jahres, dürfen wir uns bewusst machen, dass Glück nicht laut sein muss. Es muss nichts Spektakuläres passieren. Vielleicht zeigt sich Glück in genau diesen Momenten: in der Wärme eines Raums, in dem Menschen zusammenkommen. In einem Licht, das wir entzünden. Im Gedanken an jemanden, der uns wichtig ist. In der Erkenntnis, dass wir vieles nicht perfekt gemacht haben – aber das meiste mit ehrlichem Herzen. In der stillen Hoffnung, dass das kommende Jahr uns wieder Möglichkeiten schenkt, zu wachsen und zu lieben.

Und vielleicht – ganz vielleicht – liegt das größte Glück darin, dass wir nie aufhören müssen, es zu suchen.

Wenn wir uns für einen Moment erlauben, nicht höher, schneller, weiter zu wollen, sondern einfach da zu sein, dann öffnet sich manchmal ein warmes Fenster im Herzen. Dort sitzt das Glück. Ganz still. Ganz einfach.

Denn allzu oft finden wir das Glück unterwegs, nicht am Ziel…

Zum Abschluss

Vielleicht darf mein letzter Artikel vor Weihnachten ein kleines Geschenk an dich selbst sein: eine Erinnerung daran, dass Glück nicht irgendwo draußen wartet – sondern in den Momenten, in denen wir die Welt nicht verbessern wollen, sondern nur wahrnehmen. Ich wünsche dir, dass du in den kommenden Adventswochen genau solche Momente findest: Momente der Ruhe, der Nähe, der Dankbarkeit. Momente, in denen das Glück sich zeigt, ohne dass du es suchst.

Frohe Weihnachten – und einen Jahreswechsel voller warmer Augenblicke und Dankbarkeit. 🎄✨

Ich gehe jetzt in meine kleine Weihnachtspause, um mir Zeit zu nehmen, meinem ganz persönlichen Glück nachzuspüren. Ab dem 11. Januar bin ich wieder mit meinem Blog zurück. Ich freue mich, wenn du dann auch wieder dabei bist. Danke für ein verrücktes, anstrengendes, lehrreiches, erfolgreiches, glückliches Jahr, in dem mich – und vielleicht auch dich – dieser Blog begleitet hat.

Deine Constance

Glück…

Ein leiser, schüchterner Begleiter, der sich gerne versteckt und doch so oft präsent ist.

Goldene Buddhas und verschüttete Persönlichkeiten

Zeit für einen Cut

Bei mir werfen große Ereignisse ihre Schatten voraus. Im September werde ich mich für einen Sabbatical-Monat zurückziehen. In dieser Zeit wird auch mein Blog pausieren und am 6. Oktober in neuem Gewand zurück sein. Meinen freien Monat werde ich für einen ausführlichen Hausputz nutzen. Impuls bekommt ein komplettes Make-over. Seid gespannt – ich bin es tatsächlich auch! Auf Instagram nehme ich euch gerne mit auf meine Reise durch den Sabbatical-Monat. Den Link zu meinem Instagram-Profil findet ihr auf meiner Homepage unter "Kontakt". Dort wird nicht nur das Make-over für Impuls eine Rolle spielen, sondern auch der Umgang eines Workaholics wie mir mit verdammt viel Freizeit! Ein Teil von mir freut sich wie verrückt auf diese Auszeit, ein anderer Teil ist recht nervös. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel freie Zeit hatte und ich bin mir noch nicht sicher, was ich damit anfangen werde. Ganz entspannt einfach mal nichts tun – das ist eine große Fähigkeit, die ich über die letzten Jahre ziemlich verlernt habe.

Für meinen letzten Artikel vor meiner Auszeit habe ich eine Metapher gewählt, basierend auf einer wahren Geschichte, die mich selbst seit letztem Wochenende so fasziniert, dass ich sie nun auch auf diesem Wege mit euch teilen möchte.

Seit einigen Wochen nehme ich gemeinsam mit drei wunderbaren Coach-Kolleginnen und -Kollegen an einem Peer-Coaching-Programm zur Persönlichkeitsentwicklung teil. Denn auch, oder gerade, als Coach ist man nie ganz fertig mit sich selbst. Im Rahmen dieses Programms gibt es spannende Tagesimpulse, wöchentliche Meetings in der Peer-Gruppe und an jedem Wochenende ein umfangreiches Programm zum Schwerpunktthema der kommenden Woche. In dieser Woche war und ist das Thema Empathie mit sich selbst, um nicht zu sagen: Selbstliebe. Ich weiß nicht, wie sehr und wie bedingungslos ihr euch liebt oder ob ihr, wie ich, gerne Bedingungen wie Leistung und Perfektion an eure Liebe zu euch selbst knüpft. Schon verrückt! Ich wünschte, ich wäre mit mir selbst so liebevoll, geduldig und empathisch, wie ich es mit anderen sein kann. Woher kommt diese relative Härte zu sich selbst? Im Rahmen meines Programms habe ich letzten Sonntag diese Geschichte gehört, die als Metapher großartig zur Liebe zu uns selbst und zu all den Bedingungen, die wir häufig daran knüpfen, passt.

Der Goldene Buddha von Bangkok

Ich hatte das Glück, schon einige Male den beeindruckenden Goldenen Buddha von Wat Traimit sehen zu dürfen. Diese gefühlt alles überstrahlende Statue ist über drei Meter hoch und besteht aus massivem Gold. Sie wiegt etwa fünf Tonnen. Schätzungen gehen davon aus, dass diese Statue etwa 700 Jahre alt ist. Tief beeindruckende Rahmenparameter, deren ich mir durchaus bewusst war, als ich ehrfürchtig vor dieser im Lotussitz sitzenden Buddhastatue stand. Was ich nicht kannte, waren die Details des bewegten Lebens, das dieses Abbild Buddhas bereits hinter sich hatte. Die monumentale Statue wanderte in den Jahrhunderten durch die Hände diverser Könige innerhalb und außerhalb Thailands. Als es wieder einmal zu einer Welle von Angriffen aus dem Ausland kam, entschieden die Mönche des Klosters, in dem sich die Statue befand, den wertvollen Buddha komplett in Gips zu hüllen, um bei eventuellen Plünderungen seinen wahren Wert zu verschleiern. Bei den erwarteten Angriffen kamen wahrscheinlich alle Mönche des Klosters ums Leben. Somit gab es niemanden mehr, der den wahren Wert dieser Statue kannte. Selbst als die Statue 1935 in einen neuen Tempel gebracht wurde, da ihr ursprünglicher Standort einem Sägewerk weichen musste, ahnte niemand ihren wahren Wert. Erst als die Statue bei Bauarbeiten im Jahr 1955 vermeintlich beschädigt wurde, sprang der Gipsmantel auf – und was zum Vorschein kam, war pures Gold!

Unser aller goldener Kern

Um den Gefahren des Lebens zu trotzen, um sich zu schützen, legte sich der Goldene Buddha von Wat Traimit eine Schale zu, die seinen wahren Kern verschleierte. Diese Schale, dieser Mantel aus Gips, wurde so selbstverständlich, dass die inneren Werte des Buddhas in Vergessenheit gerieten. Man sah nicht das strahlende Gold, sondern diesen unscheinbaren Panzer, der den Buddha schützen sollte.

Ähnlich verhält es sich mit unserer Seele, dem tiefen goldenen und strahlenden Kern unserer Persönlichkeit. Wir werden als reine, strahlende Persönlichkeiten geboren – angstfrei und voller Urvertrauen in uns selbst und die Welt. Leider lernen wir viel zu schnell, dass das Leben gefährlich ist. Egal, wie liebevoll umsorgt ein Baby ist, beginnt es schon früh zu kämpfen oder sich anzupassen, um sein Überleben zu sichern. So beginnt sie ganz langsam zu wachsen, diese Gipsschicht, die unseren strahlenden Kern überlagert. Nennt diese Gipsschicht Glaubenssätze, Traumata, Urängste, Erfahrungen, innere Antreiber … Sie werden mehr und mehr, je älter wir werden. Die Gipsschicht um unseren strahlenden Kern wird immer dicker. Wir finden unseren Weg durchs Leben, gehen in den Kindergarten und die Schule, lernen, uns anzupassen, um Anerkennung zu bekommen, Freunde zu finden, geliebt zu werden. Brave Mädchen machen keinen Ärger! Leistung und Anpassung generieren Liebe. Die Gipsschicht wächst weiter und weiter, getrieben von der Angst vor Ablehnung, der Angst, nicht gut genug zu sein, keine Freunde zu haben, keinen Partner zu finden, im Beruf nicht erfolgreich zu sein. So entwickeln wir Verhaltensweisen, die uns schützen sollen, uns aber gleichzeitig stets in einem Zustand des Kämpfens halten. Angespannt sind wir immer irgendwie auf der Hut. Wir agieren aus Angst und dem Bedürfnis, uns schützen zu müssen. So werden wir nicht nur mit anderen streng oder kritisch, sondern auch mit uns selbst. Wir müssen diesem perfekten Bild entsprechen, um gut, sicher und geliebt durchs Leben zu gehen. Aber was passiert, wenn der Gipsmantel springt, unsere strahlende Persönlichkeit zum Vorschein tritt, die nicht aus Motiven der Angst und des Selbstschutzes, sondern aus Vertrauen und Liebe heraus agiert? Im Umgang mit sich selbst und auch im Umgang mit anderen? Was, wenn wir nicht das Schlechteste in anderen Menschen und in den Möglichkeiten, die sich uns bieten, sehen? Was, wenn wir stattdessen nur das Beste, das Liebenswerte und die Chancen sehen? Wahrscheinlich hüpfen wir dann glücklich wie Kinder strahlend und neugierig durch unser Leben – durch ein Leben, das sich im Außen sicher nicht ändert, sich aber ganz sicher anders anfühlen wird.

Ich werde die nächsten Wochen auch dazu nutzen, noch regelmäßiger und routinierter mit diesem goldenen Kern, diesem strahlenden Persönlichkeitsanteil von mir, in Kontakt zu treten. Er ist da, vollumfänglich. Über all die Jahre des Selbstschutzes und des Kämpfens ist er jedoch ein wenig verschüttet und in Vergessenheit geraten, ganz so wie der goldene Kern des Buddhas von Wat Traimit. Ich möchte noch neugieriger und noch wohlwollender mit den Menschen um mich herum sein. Denn die Liebe, der Respekt, die Achtung und Wertschätzung zu sich selbst schließen Liebe, Achtung und Wertschätzung für andere nicht aus. Die eine Form der Liebe bedingt die andere.

Wenn ihr Lust habt, tut es mir gleich. Und solltet ihr euch Begleitung auf eurer ganz individuellen Reise hin zu mehr (Selbst-)Liebe und mehr (Selbst-)Vertrauen wünschen, um noch erfolgreicher, klarer und selbstbewusster durchs Leben zu gehen, wüsste ich da einen guten Coach. Meldet euch gerne – auch schon im September. Es ist nicht auszuschließen, dass ich mich sehr darüber freue, wenn ich etwas zu tun bekomme!

Genießt die letzten Sommertage und den bunten, magischen Übergang zum Herbst – und bleibt meinem Blog auch Anfang Oktober treu.

Eure Constance

Auf der Suche nach dem inneren Strahlen

Die Schutzschilder des Lebens stets im Blick.