Unternehmenskultur

Onboarding die Dritte! - Oder wieviel Flugzeug steckt in so 'ner agilen Bank?

Und weiter geht die wilde Fahrt

Woche drei meines Onboardings hinter mich gebracht und langsam dämmert mir, was meine Mitmenschen gemeint haben, als sie mir gesagt haben, dass mein Schritt verdammt mutig sein. Ich habe wirklich ALLES auf links gedreht. Krass eigentlich. Vom Flugzeug in die Bank! Aber irgendwie auch ziemlich cool! -Zumal meine dritte Woche in der Tat magische Momente für mich bereithielt. Diese Woche stand für mich unter dem Motto “wieviel Flugzeug steckt in einer agilen Bank?”. Denn meine Seele hat es gebraucht, wenigstens in Ansätzen ihren Platz und ihre Anknüpfungspunkte in der neuen Welt zu finden.

Was war los? Natürlich war alles auch weiterhin chaotisch und viel, aber ich konnte die ein oder andere bedrohlich wirkende Unbekannte mit Hilfe meiner tollen Kollegen auf ein verdauliches Maß zurechtstutzen. Am Donnerstag musste ich deshalb sehr lächeln, als meine Yoga-Lehrerin während der Onlinestunde davon sprach, wie wichtig es ist, um Hilfe zu bitten. Nicht nur, dass ich durch diese Hilfe fachlich das ein oder andere recht einfach für mich klären konnte. Es gab noch eine zweite Ebene, die sich einfach super angefühlt hat: meine Kollegen habe sich so viel Mühe dabei gegeben, mich abzuholen, dass ich mich auch in Team immer mehr angekommen gefühlt habe. Was bleibt ist die erste Erkenntnis des Kommunikationstrainers: wer spricht dem kann geholfen werden…

Und plötzlich war ich gefühlt wieder im Flugzeug

Neben dem Gefühl des Weiteren menschlichen Ankommens war es auch auf fachlicher Ebene ziemlich spannend für mich, weil ich immer mehr Anknüpfungspunkte aus meiner alten Flugzeugwelt gefunden habe (was natürlich auch gut für mein Selbstwertgefühl war!). Unter anderem war da ein Comic, ja ein Comic! Auf Empfehlung einer Kollegin habe ich mir meinen ersten Comic seit der achten Klasse zugelegt. Damals war es die schwedische Version von Donald Duck für den Schwedisch Unterricht. Aus der Rubrik “völlig unnützes Wissen”: Donald heißt in Schweden übrigens Kalle, also Kalle Anka!. Aber zurück ins hier und jetzt: mein neuer Comic heißt “OKR - Objectives and Key Results”, ist von Freddy Listander und diese Werbung ist unbezahlt!

Um mich in meiner neuen agilen Welt als Coach sicher zu orientieren, gilt es so einiges zu lernen. Das Thema der sogenannten OKRs gehört dazu und ich dachte mir nur “um Gottes Willen, was ist das denn jetzt schon wieder?”. Dank dieses Comics wusste ich innerhalb einer Stunde was es ist und wie man damit arbeitet. Warum es Sinn macht, mit OKRs zu arbeiten wusste ich interessanterweise schon bevor ich wusste was es ist! Und ich bin mir sicher, jeder der sich schon einmal mit Teamwork und Faktoren für besonders erfolgreiche Teams auseinandergesetzt hat, wird OKRs auch verdammt großartig finden. Aber was sind denn nun dies OKRs? -Im Prinzip ist es das große Ziel, das alle im Team eint und die (drei) wichtigsten Meilensteine, die ein Team diesem großen Ziel näherbringen. Besonders in komplexen und dynamischen Umfeldern sind diese OKRs extrem sinnvoll, um bei all dem, was an einem ganz normalen Arbeitstag auf einen einprasselt, den Fokus nicht zu verlieren und sich nicht zu verzetteln.

Weil ich 21 Jahre Luftfahrt nicht einfach hinter mir lassen kann, erläutere ich diese abstrakten OKRs mal an Hand eines super banalen Flugzeugbeispiels:

  • Das Hauptziel für Flugzeugbesatzungen ist sicher von A nach B zu kommen. Das wäre das Team-Objective.

  • Drei wichtige Meilenstein auf dem Weg zu diesem Ziel, also die Key Results, sind z. B. ein angemessenes Teammanagement (also eine Feedback- und Kommunikationskultur), ein Fehlermanagement und stringente Befolgung der Verfahren, der sogenannten Standard Operating Procedures (SOPs - ja, auch die Luftfahrt kann “Abkürzung”).

Jetzt sind die Tage in der Luftfahrt vor allem von Dynamik und einer unfassbaren Komplexität geprägt. Das führt zu Weilen dazu, dass die Piloten einen anderen Problemraum haben, als die Kollegen in der Kabine. Man stelle sich vor, alle Gäste sind an Bord, es soll losgehen und die Flugbeleiter stellen fest, dass die Hälfte der Essen für die Gäste fehlt. Es wird Kontakt zum Catering aufgenommen und es wird gesagt, dass die Essen nachgeliefert werden, allerdings dauert es etwa zwanzig Minuten. Die Flugbegleiter sind erleichtert, zum einen weil für sie das Wohlergehen der Gäste eine besondere Rolle spielt, zum anderen aber auch, weil es einfach nicht schön ist, sich auf dem folgenden Flug mit der nachvollziehbaren Wut der Gäste auseinander zu setzen, die nichts zu essen bekommen. Nach zehn Minuten entscheidet der Kapitän jedoch, dass die Türen geschlossen werden und es los geht, weil er im Rahmen seines Problemraums auch das Thema Pünktlichkeit sehr präsent vor Augen hat. Wut, Enttäuschung und Frust seitens der Kabinenbesatzung wäre durchaus nachvollziehbar, findet ihr nicht?! Und wenn ich besonders wütend auf jemanden bin, dann kann es durchaus sein, dass ich mit dieser Person erstmal nicht reden will. Ich hoffe, ihr kennt dieses Gefühl genauso gut wie ich!

In der Geschichte der zivilen Luftfahrt gab es mehr als einen fatalen Unfall, der unter anderem daraus resultierte, dass Besatzungsmitglieder nicht miteinander geredet haben und die große Frage war und ist, was kann dazu beitragen, dass Besatzungsmitglieder bestmöglich im Austausch bleiben, auch in schwierigen Situationen miteinander reden und eine angemessene Feedbackkultur pflegen? - Ein glasklares gemeinsames Ziel, dass man sich immer wieder ins Bewusstsein ruft, in dem man regelmäßig darüber spricht und auf das man all sein Tun ausrichtet und fokussiert. Ich persönlich finde ja, gesund und munter in den Feierabend zu flattern ist ein sehr gutes und einleuchtendes gemeinsames Ziel!

Jetzt stürzen Banken ja für gewöhnlich nicht ab. Was nützt also ein präsentes gemeinsames Ziel in diesem Umfeld? Ganz einfach: es macht ein Team erfolgreicher, weil es fokussierter zur Tat schreitet, besonders wenn das Umfeld sehr komplex und dynamisch ist… - VUCA eben! Allerdings sei klar und deutlich gesagt, dass diese Erkenntnis keine Erkenntnis der sogenannten New Work oder der Väter des Agilen Manifests ist. In High Risk Environments (wie eben der Luftfahrt) hat man das schon vor vielen Jahren verstanden. Auch gibt es mehr als eine Studie dazu. Eine dieser Studien, die mich als Human Factors Trainer schon seit Jahren begleitet ist die der Technischen Universität Chemnitz. Hier haben Prof. Dr. Pawlowsky und Dr. Steigenberger über empirische Analysen von High Performance Teams die sogenannte H!PE-Formel entwickelt.

Im Rahmen dieser Studie wurden High Performance Teams aus unterschiedlichen Bereichen (wie z.B. Luftfahrt, Polizei, Medizin, Gourmetküche, klassischen Musik, Profifußball, Profisegeln, Formel 1, Bohrinseln, etc.) begleitet um herauszufinden, was sie von weniger erfolgreichen Teams unterscheidet. Am Ende kam eine Liste von Merkmalen heraus, die H!PE-Formel eben, und ganz oben steht da doch tatsächlich Zielorientierung und Commitment!

Weil unsere komplexe Welt das mit der Zielorientierung manchmal fast unmöglich macht

Es hört sich jetzt natürlich erstmal nicht nach einem geheimen Zaubertrick an, zielorientiert zu sein. Jedoch sorgt die zunehmende Dynamik und Komplexität unserer modernen, digitalen und sich im stetigen Wandel befindenden Welt dafür, dass manchmal so viel auf uns einprasselt, dass wir nicht mehr wissen, wo oben und unten ist. Diese Tage, an dem man den ganzen Tag wie wild gearbeitet hat und sich abends fragt, was man denn eigentlich gemacht hat, bitte sagt mir, dass nicht nur ich diese Tage kenne. Ständig klingelt das Telefon und es prasseln die Mails in die Mailbox. Man fängt tausend Dinge an, weil tausend Leute rufen und erwarten, dass wir reagieren. Wir kämpfen an x Fronten, gleichzeitig! Aber welche dieser Fronten bringt uns denn wirklich weiter? Um genau das zu erkennen und sich in Folge besser zu fokussieren, gibt ist OKRs, die uns eine Hand reichen, um uns nicht zu verlieren, unsere Ressourcen richtig einzusetzen und um am Ende als Mensch, Team und Unternehmen erfolgreicher zu sein. Die Definition von Erfolg ist hierbei total egal! -Gewinnmaximierung, Unfallvermeidung… You name it!

Denn die Hände die einem entgegengestreckt werden, sollte man auch greifen

Gedanklich bin ich wieder bei meiner Yoga-Stunde angekommen und dabei, wie gut es sich angefühlt hat, die helfenden Hände meiner Kollegen zu greifen. Denn meine Gedanken rund um meine letzte Arbeitswoche im Allgemeinen und OKRs im Speziellen führen mich zu der Erkenntnis, dass diese OKRs auch nichts anderes sind, als eine helfende Hand, die mich dabei unterstützen kann, meine Ressourcen besser und zielgerichteter zu nutzen um letzten Endes erfolgreicher zu sein. Deshalb werde ich in den nächsten acht Wochen mal meinen eigenen kleinen Feldversuch starten, mir selbst meine ganz eigenen OKRs erstellen und mich jeden Abend fragen, was ich Tag für Tag dazu beitrage, meine eigenen OKRs zu erreichen. Ich werde berichten, was das mit mir macht, ob es hilft und wie viel Selbstdisziplin es bedarf, mich täglich hinsichtlich meiner Ziele zu reflektieren. Ich werde sicher berichten!

Eure Constance

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Es menschelt überall

Egal ob in der Bank oder im Flugzeug!

Führung und Vorbild - weil die Axt im Walde nur abholzen kann...

Vorbild - kurze Begriffsklärung

Was ist ein Vorbild? Wikipedia sagt dazu folgendes: “Vorbild ist eine Person oder Sache, die als richtungsweisendes und idealisiertes Muster oder Beispiel angesehen wird. Im engeren Sinne ist ein Vorbild eine Person, mit der ein -meist junger- Mensch sich identifiziert und dessen Verhaltensmuster er nachahmt oder nachzuahmen versucht.” So weit so gut. In wie fern Führungskräfte immer auch Vorbilder sind (ob sie wollen oder nicht) und dadurch das Verhalten ihrer Teams direkt beeinflussen, schauen wir uns im Folgenden an.

Von Siegmund Freud und Teenies außer Rand und Band

Sicher fallen euch einige Vorbilder ein, denen ihr im Laufe eures Lebens nachgeeifert habt. Das ist ganz normal. Der Mensch ist so gestrickt, dass er sich Vorbilder sucht. Sigmund Freud sah diese Identifizierung mit einem Vorbild als normalen psychodynamischen Prozess, dessen Ziel es sei, das eigene Ich dem zum Vorbild genommenen Ich anzugleichen. In der frühen Kindheit dienen vor allem Eltern oder andere primäre Bezugspersonen als Vorbilder, die komplett unreflektiert nachgeahmt werden. Später kommen Stars und Sternchen, Freunde, die coolsten Jungs oder Mädels der Schule oder andere Alpha-Tierchen dazu. Die meisten scheinen auch weiterhin komplett unreflektiert und unkritisch nachgeahmt zu werden. So verbringt man seine Pubertät und Jugend auf der stetigen Suche nach sich selbst, indem man versucht so zu sein wie ein anderer. Aber sei’s drum, wir kennen das sicher alle. Schön wäre, wenn man im Erwachsenenalter sagen könnte, man habe diesen Mechanismus hinter sich gelassen. Natürlich wird man dadurch, dass man im Laufe des Heranwachsens die individuelle kritische Urteilsfähigkeit schult, bei der Auswahl seiner Vorbilder kritischer. Mit der Zeit spielen bei der Auswahl unserer Vorbilder wahrgenommene Ähnlichkeiten in Hinblick auf die individuelle Einstellung oder auf Ziele und die wahrgenommenen Überzeugungen und vor allem auch Erfolge eine immer wichtigere Rolle. Und für Erfolg sind viele Menschen bereit, sich zu verbiegen, so wie die Teenager, die sein wollen, wie ihr liebster Influencer, völlig unreflektiert und unkritisch! Hier kommen die Führungskräfte ins Spiel. Der US-amerikanische Soziologe Robert K. Merton, der seinerzeit den Begriff des Role Models, bzw. des Lernens durch Role Modeling geprägt hat, stellte fest, dass besonders Role Models, oder Vorbilder mit hohem Ansehen und besonderem Erfolg ausgesprochen attraktive Vorbilder sind. Macht ja auch Sinn! Das sind die Alpha-Tiere, denen wir nacheifern, weil wir alle, jeweils in unserem individuellen Bereich, erfolgreich sein möchten. Das passiert nicht nur auf einer bewussten, sondern sehr häufig auch auf einer unbewussten Ebene. Wir beobachten also die Alpha-Tierchen in unserer Umgebung und armen deren Verhalten nach, weil es eben dieses Verhalten ist, was offenbar erfolgreich macht.

Die Führungskraft, das heimliche Vorbild

Liebe Führungskräfte - und damit meine ich euch alle, auch die, die sich selbst für kleine Lichter halten - was denkt ihr gerade? Und was könnt ihr aus dem Wissen, dass ihr alle Vorbilder seid, machen? Ich kann euch sagen, was ich daraus gemacht habe, als ich eine ganz kleine unbedeutende Führungskraft wurde: weil ich mir der Tatsache bewusst war, dass ich jetzt Vorbild sein würde, ob ich das nun will oder nicht, habe ich mich dazu entschieden, dies zu nutzen, um mein Team so zu formen, wie ich es für gut und richtig gehalten habe. Ich habe mir ein Team gewünscht, dass sich untereinander und auch mir vertraut, also habe ich zuerst meinen Kollegen vertraut. Laut Sigmund Freud und Robert K. Merton sollten alle anfangen, mich nachzuahmen. Ich wollte ein Team, dass fleißig und hart arbeitet, also war ich selbst fleißig. Ich brauchte Kollegen, die den Mut haben, Fehler oder Wissenslücken zuzugeben, deshalb habe ich damit angefangen. Ich habe mir eine Atmosphäre gewünscht, die von Fröhlichkeit, Nähe und Wärme geprägt war, deshalb habe ich mich nicht unnahbar über mein Team gestellt, sondern neben meine Kollegen. Hatte ich trotzdem die nötige Autorität und das nötige Standing? Ich denke schon! Ja, und dann gab es noch die unschönen Aufgaben, die gerne ignoriert wurden, aber trotzdem gemacht werden mussten. Ich habe sie erledigt und in Folge wurde ich natürlich nachgeahmt.

Selbstverständlich kann man jede Vorbildfunktion als Belastung empfinden. In Hinblick auf Führung kann man seine Vorbildfunktion jedoch auch wirklich gut nutzen. Ich persönlich empfand es immer als deutlich einfacher, Dinge kurz vorzuleben, als mein Team gebetsmühlenartig zu diesem und jenen zu gängeln. Klar darf und soll man als Führungskraft auch klare Ansagen machen, man sollte das jedoch nicht überstrapazieren (zumal wir es ja mit erwachsenen, mündigen Menschen zu tun haben), sonst nutzt sich dieser Effekt auch ganz schnell ab! - Wie damals, zuhause, bei Mutti!

Wie man über Vorbildfunktion Unternehmenskultur schafft

Wenn wir die Karriereleiter jetzt weiter nach oben klettern, sagen wir mal auf A oder B Ebene, werden wir automatisch zu einem noch attraktiveren Vorbild für noch viel mehr Kollegen. Unser Verhalten wird also von noch mehr Kollegen als nachahmenswert empfunden, hat es uns doch dahin gebracht, wo so viel gerne noch hinmöchten. Spätestens an dieser Stelle sollte ich mir der Tatsache bewusst sein, dass ich, wenn ich möchte, dass in meinem Unternehmen etwas geschaffen wird, etwas kreativ erarbeitet wird und durch kollegiales und effektives Teamwork Erfolge geschaffen werden, mich keinesfalls aufführen sollte wie die sprichwörtliche Axt im Walde, denn diese kann nur abholzen und zerstören. Ich verspreche euch, liebe Führungskräfte, eure Leute werden es euch gleichtun und sich nach unten hin ebenso verhalten, wie ihr das tut. Das führt zu einer absolut destruktiven Unternehmenskultur, wie sie damals die extrem erfolgreiche Mobilfunksparte von Nokia fast in den Ruin getrieben hätte. Wer wissen möchte, was genau passiert ist, findet hier den Link zum entsprechenden Blog: Human Factors Tod eines Weltmarktführers! Man kann den Karren als Führungskraft eben auch blind in den Graben fahren, weil sich eine Unternehmenskultur an mein Verhalten anpasst und ich total unreflektiert erstmal nicht mitbekomme, was ich anrichte. Fakt ist, bin ich an der Spitze angekommen, wird kein anderer mehr mein Verhalten korrigieren. Ich habe die Macht, zu sein, wie ich will. Allerdings halte ich es für ausgesprochen sinnvoll, sich über die möglichen Konsequenzen bewusst zu sein. Auch als Top-Führungskraft bin ich keineswegs außen vor und komplett über den Dingen schwebend. Ich bin immer auch Teil eines fragilen Systems, das sich Unternehmenskultur nennt. -Ein ausgesprochen großer, wichtiger, einflussreicher Teil!

Über Kant, Servant Leader und Influencer

Wie sollte Führung also sein? Eigentlich ganz einfach und sicher auch nichts bahnbrechend Neues. Der visionäre und große Denker Immanuel Kant hat das in seinem Kategorischen Imperativ ganz formidabel zusammengefasst: “Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zu gleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.” Will ich also eine Unternehmenskultur, in der Menschen sich sicher und unterstützt fühlen und dadurch schließlich ihr volles Potenzial entfalten können, dann fange ich als Führungskraft damit an, zu unterstützen. Ich werde zum Servant Leader, denn mein Verhalten als Führungskraft wird zum “allgemeinen Gesetz” der Unternehmenskultur, ganz egal, was im Code of Conduct steht.

Die Gründerin des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter Barbara Liebermeister geht in ihrem Ansatz des Führens ohne Macht noch einen Schritt weiter: sie beschreibt den Influencer Leadership. - Ein Ansatz, den ich persönlich sehr gerne mag, geht es doch einerseits darum, sich bewusst zu sein, dass man unter Beobachtung steht und seine Follower einem nacheifern und andererseits kann ich genau das proaktiv nutzen, um eine konstruktive, kreative und erfolgreiche Unternehmenskultur zu gestalten. Genauso, wie eben die klassischen Influencer Einfluss nehmen: auf Menschen, auf Kultur und darauf was gerade angesagt ist.

Und am Ende sind wir alle Vorbilder…

Das wirklich schöne an diesem menschlichen Bedürfnis, sich bewusst oder unbewusst Vorbilder zu suchen, ist dass wir letzten Endes alle für irgendjemanden ein Vorbild sein können. Vielleicht bin ich keine Führungskraft, aber sein zwanzig Jahren im Job und die junge, neue Kollegin schaut zu mir auf und ahmt mich nach, weil sie alles richtig machen möchte. Dessen sollten wir uns bewusst sein. Natürlich ist der Einfluss der Managementebene besonders groß, aber auch das vermeintlich kleinste Licht kann durch sein (Vorbild-) Verhalten Einfluss nehmen. Und wollen heutzutage nicht alle irgendwie Influencer sein?

Sitzen und denken, denken und sitzen - einen schönen dritten Advent

Vielleicht überlegt der ein oder andere von euch jetzt gerade darüber nach, wer seine Vorbilder sind, oder für wen sie selbst Vorbild sein könnten. Gut so! Ich wünsche euch auf jeden Fall einen wunderschönen und friedlich dritten Advent. Ich weiß nicht, was ihr so vorhabt. Wahrscheinlich habt ihr genau so viel Zeit, zum Nachdenken, wie ich. Die großen Adventspartys werden ja eher nicht stattfinden. Vielleicht ist es aber auch gar nicht schlecht, diesen Dornröschenschlaf unserer Corona-Welt zu nutzen um Kräfte zu sammeln und sich selbst zu reflektieren. Ich werde mir sicher die Frage stellen, wo ich geradestehe und wo es jetzt hin gehen soll, werde ich doch am Montag meinen letzten offiziellen Arbeitstag mit meinen lieben Kollegen bei der guten alten Condor haben. Ganz ehrlich, es fühlt sich alles noch ein wenig unwirklich an, auch wenn mein gigantisches Abschiedsgeschenk seit heute mitten im Wohnzimmer steht und ich mich darauf freue, meine neuen Kollegen schon in dieser Woche im Rahmen einer virtuellen Weihnachtsfeier kennenlernen zu dürfen. Es braucht eben Zeit, bis Veränderung im Kopf und im Herzen ankommen und die gebe ich mir gerne. Ich kann euch nur empfehle, ebenso großzügig mit euch selbst zu sein. Der Mensch ist wie er ist und er ist das, was die einen als träge bezeichnen und die anderen vorsichtig nennen. Und es war sicher auch diese Vorsicht, die uns zu einem Erfolgsmodell der Evolution gemacht hat.

Eure Constance

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Wer bin ich?

Und welche Art Vorbild möchte ich sein?

Auf der Suche nach dem Sinn: Abraham Maslow und die Humanistische Psychologie - Agile Mindset anno 1945

Die Humanistische Psychologie - weil der Mensch von Grund auf gut ist…

Der US-Amerikaner Abraham Maslow (1908 - 1970) gilt als Mitbegründer der Humanistischen Psychologie, die sich selbst als “dritte Kraft” der Psychologie sieht. Die Humanistische Psychologie stellt den erlebenden Menschen in den Mittelpunkt und richtet sich damit direkt gegen die vergleichende Verhaltenswissenschaft, die das Verhalten (von Tieren) in den Mittelpunkt stellt und die Psychoanalyse, die vom Verhalten neurotischer Menschen ausgeht. Die Schule der Humanistischen Psychologie fokussiert sich auf das aktive Streben des Menschen nach Anerkennung, Wertschätzung und Selbstverwirklichung um ein erfülltes Leben zu führen. Eine der zentralen Thesen ist die Anerkennung und Aufrechterhaltung der Würde und des Wertes eines jeden Einzelnen.

Maslow war der festen und unerschütterlichen Überzeugung, dass der Mensch von Grund auf gut ist und jeder Mensch die Fähigkeiten und Ressourcen hat, sich kreativ zu entfalten. Er ging davon aus, dass Persönlichkeitsbilder wie Destruktivität, Sadismus und Grausamkeit keine ureigenen menschlichen Verhaltensweisen sind, sondern viel mehr Frustreaktionen darauf, dass die uns angeborenen Bedürfnisse nicht vollumfänglich gestillt werden. Diese Bedürfnisse hat Maslow in seiner Bedürfnispyramide hierarchisch sortiert und seit mehr als 60 Jahren wagt niemand daran zu rütteln. OK, je nachdem, was gerade so los ist, ergänzt man gerne wahlweise WLAN oder Toilettenpapier. In ihren Grundzügen bleit sie jedoch bestehen, was eindeutig zeigt, dass wohl was dran ist, an Maslows Idee vom Menschen.

Die Bedürfnispyramide nach Maslow

Wie gesagt hat Maslow die menschlichen Bedürfnisse hierarchisch angeordnet. Das heißt, die Bedürfnisse müssen nacheinander gestillt werden. Wenn die Basis nicht befriedigt ist, braucht man über die Spitze nicht nachdenken!

Die Basis seiner Pyramide stellen für Maslow die körperlichen Grundbedürfnisse dar: Essen, Trinken, Schlaf, Bewegung. Werden diese Bedürfnisse konstant gestillt, verlieren sie an Bedeutung und der Mensch kann sich anderen Dingen zuwenden.

Auf der nächsten Stufe steht das Sicherheitsbedürfnis: der Wunsch nach Stabilität, Ordnung und Schutz. Wird dieses Bedürfnis nicht gestillt, verliert der Mensch in einer dynamischen und komplexen Welt sofort den Überblick und die Nerven, weil all sein Streben in Richtung einer vorhersagbaren Welt (die es ja nicht gibt! Voll un-VUCA!) geht.

Auf Stufe drei stellt Maslow die sozialen Bedürfnisse: Zugehörigkeit, Freundschafts- und Liebesbedürfnisse, gemocht werden, beliebt sein.

Es folgt auf Stufe vier der Wunsch nach Anerkennung, Respekt, Selbstliebe, Wertschätzung. Diese Bedürfnisebene umfasst auch den Wunsch nach Stärke, Leistung und Kompetenz (was einen durchaus ehrgeizig werden lässt), sowie den Wunsch nach Prestige, Status, Ruhm und Macht, wobei man Macht in diesem Zusammenhang nicht unbedingt negativ bewerten sollte. Es geht vielmehr um die Abwesenheit von Ohnmachtsgefühlen. Klingt gleich netter, oder? Diese Stufe ist die Grundlage für unseren Selbstwert.

Die Spitze der Bedürfnispyramide stellt schließlich das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung dar. Hierbei geht es um die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, die von Person zu Person ganz individuell ist. Im Prinzip geht es um persönliches Wachstum, Persönlichkeitsentwicklung. Letzten Endes geht es darum, seinen individuellen Lebensauftrag zu erfüllen (durch Kreativität, dem Einsatz für Gerechtigkeit, selbstloses Kümmern um andere, etc.). Hierbei kommt es dann zu Eigenschaften wie Kreativität, Fröhlichkeit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Liebe, Güte, Mut…

Das agile Mindset anno 1945

Mit diesem Ansatz war Maslow anno 1945 ausgesprochen fortschrittlich. Sein Buch “Motivation und Persönlichkeit” hatte großen Einfluss auf Führung und Management, ging man doch bis dato davon aus, dass der Mensch im Wirtschaftskontext, also bei der Arbeit, nicht grund-gut und leistungsbereit sei. Bis dato wurden Menschen in Wirtschaftsorganisationen als unwissender Anwender gesehen, dem man genau sagen muss, was er wie zu tun hat, weil Kreativität ja höchstens etwas für die Top-Chefs war. Man musste Menschen stets antreiben weil sie eigentlich bockig und faul sind und man hielt es zunehmend für eine gute Idee, ihnen Karotten in Form von leistungsabhängigen Boni vor die Nase zu halten, damit sie auch das Maximum an Leistung erbringen.

Und dann kam Maslow, der sagte, dass wenn man Menschen so bezahlt, dass sie sich über die Befriedigung ihrer physiologischen Grundbedürfnisse keine Gedanken mehr machen müssen, man ihnen Sicherheit und Struktur gibt (in dem man nicht permanent mit Kündigung, schlechten Beurteilungen, Gehaltskürzungen, oder Insolvenz des Unternehmens droht), man sie zum Teil des Teams macht, ihnen Anerkennung und Respekt schenkt, hat man plötzlich engagierte, kreative, mutige und leistungsbereite Mitarbeiter, die einen Sinn in dem finden, was sie tun und es deshalb sogar gerne tun! Toll! Was braucht man mehr, in einem zunehmend komplexen und dynamischen Umfeld?

Und wann hat man genug Anerkennung und Selbstverwirklichung???

- Eigentlich nie!

Maslow unterscheidet zwischen Defizit- bzw. Mangelbedürfnissen und den Wachstumsbedürfnissen. Habe ich immer ausreichend Nahrung, Schlaf, emotionale Sicherheit, Zuwendung, fühle mich zugehörig, etc., erlischt irgendwann mein explizites Verlangen nach diesen Bedürfnissen. Kein Mangel vorhanden. Irgendwann ist man eben satt und ausgeschlafen. Alles gut.

Mit den Bedürfnissen nach Anerkennung und Selbstverwirklichung sieht es etwas anders aus. Sie sind aus Maslows Perspektive sogenannte Wachstumsbedürfnisse, an denen wir ein Leben lang arbeiten und eben wachsen. Klar kann ich mein Bedürfnis nach Kreativität zum Beispiel durch das Schreiben eines Blogs stillen. Es ist aber mit Nichten so, dass dann nach soundso vielen Blogs gut ist und das Bedürfnis befriedigt ist. Im Gegenteil, ich wachse und entwickle mich und irgendwann werde ich das Bedürfnis haben, den nächsten Schritt gehen zu wollen, oder zu müssen. Keine Sorge, noch bin ich bei weitem nicht so weit, mich in Richtung Podcast weiterzuentwickeln. Allerdings musste ich mich in ganz anderer Hinsicht in dieser Woche fragen, wo und wie ich mich weiterentwickeln möchte, oder muss, um auch weiterhin glücklich und zufrieden zu sein. Wo soll meine Kreativität hinführen und wo finde ich den geeigneten Rahmen dafür, mich entsprechend auszutoben? Zum Glück hatte ich bereits während des ersten Lockdowns schon genügend Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, was denn mein ganz eigener individueller Lebensauftrag sein könnte, was mich erfüllt und glücklich macht und wo ich mich weiterentwickeln möchte. Bei den Wachstumsbedürfnissen müssen wir Menschen perspektivisch denken und handeln, um auch weiterhin glücklich und zufrieden zu bleiben. Jedoch bedeutet dieses perspektivische Denken auch, dass wir uns immer mal wieder aus unserer Komfortzone hinaus bewegen müssen. Das hört sich so einfach an und ich weiß nicht, wie häufig ich genau dieses “Raus aus der Komfortzone” im Lehrsaal propagiert habe… Wenn man darüber spricht, hört sich das so sinnvoll und selbstverständlich an. In dieser Woche habe ich an mir selbst merken dürfen, wie schwierig das ist, wie viel Angst das macht. Ich habe aber auch gemerkt, wie gut es sich anfühlt, wenn man diese Angst überwunden hat und über den eigenen Schatten gesprungen ist. Nach einigen weniger ruhigen Nächten, spüre ich jetzt eine große Euphorie und das Gefühl, dass die Welt mir offensteht und mein Leben eben nicht auf ausgetretenen Pfaden stattfindet, die zwar super sicher, aber auch totlangweilig sind. Wo und wie ich mich dann zukünftig mit der Machete des Mutes durch den Dschungel des Neuen und Unbekannten aufmachen werde, werde ich in den nächste Wochen berichten, mit aller Euphorie und allen Unsicherheiten.

Eure Constance

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Der Mensch ist kreativ

… und das ist gut so!